Zehntausende Afrikaner riskieren ihr Leben auf der Flucht nach Europa. Die Fahrt übers Meer kontrollieren ein paar wenige skrupellose Menschenschmuggler. Mit Geld sorgen sie an den Häfen Libyens dafür, dass ihnen niemand in die Quere kommt.
Kamaras Tränen sind getrocknet. Der 23-Jährige rückt sich die Mütze zurecht, bindet die Schnürsenkel seiner Turnschuhe. Er sieht den libyschen Kommissar ihm gegenüber am abgeschabten Schreibtisch, er sieht den Polizisten, der seine Habseligkeiten eingeschlossen hat. Er sieht zwei andere Beamte in blauen Uniformhemden tragen keine Namen. Abzeichen tragen sie nicht, das Geld dafür fehlt. Sie unterhalten sich, sind unaufmerksam – da springt Kamara auf und rennt an ihnen vorbei.
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