Drohungen bei Whatsapp, YouTube-Clips mit Pistolenschüssen: irakische Flüchtlinge werden nach SWR-Recherchen auch in Europa bedroht. Steckt ein deutscher Motorradclub mit irakischen Milizen unter einer Decke?
Von Marc Bach und Alexander Bühler, SWR
Die Stimme klingt bedrohlich, bewusst bis zur Unkenntlichkeit verzerrt. Denn der anonyme Absender will Angst einjagen, er will den jungen Iraker, an den diese Botschaft gerichtet ist, terrorisieren. “Du kennst mich nicht. Wir sind ein Netzwerk” heißt es im arabischen Original. “Wenn Du nicht aufhörst, erledigen wir Dich.” Der Adressat dieser Botschaft, Abdullah (Name von der Redaktion geändert).
SWR-Journalisten treffen ihn in Finnland, er ist vor dem Terror im Irak geflüchtet. Er hatte aus Falludscha berichtet, über den selbst ernannten “Islamischen Staat”, der die Stadt zwei Jahre lang okkupiert hatte; über den monatelangen Kampf der Regierungstruppen, der westlichen Alliierten und der schiitischen Milizen gegen den IS. Und die Massaker an Unschuldigen, die auch von schiitischen Milizen begangen wurden. Als Falludscha wieder vom IS befreit war, musste er fliehen, denn jetzt gerieten Menschen wie er ins Fadenkreuz der Milizen. (…)