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Von Helden zu Ungeheuern
Geplant war eine Foto-Reportage über die Helden von Mossul. Als der irakische Fotograf Ali Arkady mit der Spezialeinheit “Emergency Response Division” des Innenministeriums loszog, um die Befreiung von Mossul vom IS zu dokumentieren, wurde schnell klar: Aus Helden waren Monster geworden. Vergewaltigung, Folter und standrechtliche Erschießungen, das ist die Realität, die Ali Arkady dokumentiert hat. Schwer auszuhalten. Aber Realität in der von Rache gesteuerten Gesellschaft des Irak. Und auf die trifft die Bundeswehr. Bis zu 800 deutsche Soldaten sollen ab April “Maßnahmen des Fähigkeitsaufbaus für die regulären irakischen Streit- und Sicherheitskräfte mit Fokus auf die zentralirakischen Streitkräfte” durchführen. Von der Verbrüderung zum Verdacht Wir treffen den irakischen Kriegsreporter an einem…
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Weltspiegel-Reportage: Der lange Arm irakischer Milizen
Drohungen bei Whatsapp, YouTube-Clips mit Pistolenschüssen: irakische Flüchtlinge werden nach SWR-Recherchen auch in Europa bedroht. Steckt ein deutscher Motorradclub mit irakischen Milizen unter einer Decke? Von Marc Bach und Alexander Bühler, SWR Die Stimme klingt bedrohlich, bewusst bis zur Unkenntlichkeit verzerrt. Denn der anonyme Absender will Angst einjagen, er will den jungen Iraker, an den diese Botschaft gerichtet ist, terrorisieren. “Du kennst mich nicht. Wir sind ein Netzwerk” heißt es im arabischen Original. “Wenn Du nicht aufhörst, erledigen wir Dich.” Der Adressat dieser Botschaft, Abdullah (Name von der Redaktion geändert). SWR-Journalisten treffen ihn in Finnland, er ist vor dem Terror im Irak geflüchtet. Er hatte aus Falludscha berichtet, über den…
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Im Irak geht der Krieg in den Köpfen weiter
Die Terrorgruppe IS gilt als besiegt – von Versöhnung zwischen den Bevölkerungsgruppen kann allerdings keine Rede sein Der jesidische Minenspezialist lacht – höhnisch und bitter: «Hier haben wir die Strasse und einen drei Meter breiten Streifen links und rechts von Sprengsätzen geräumt.» Die eigentliche Strassensperre ist ein Auto der Jesidenmiliz, das den Feldweg verstellt. Niemand soll in das Dorf Bashika eindringen. Wer die Blockade durchbrechen wollte, müsste über die Äcker fahren, wo die Sprengsätze des selbsternannten Islamischen Staats liegen. Die Jesiden dürfen sie nicht räumen, weder die irakische Armee noch die kurdischen Peschmerga geben dazu ihre Erlaubnis. (…) Erschienen in: NZZ, 19.10.2019
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Die Nahostversteher
9/11, Ghadhafis Sturz, Arabischer Frühling, Islamischer Staat – im Nahen Osten kommt nie Langeweile auf. Für die deutsche Zeitschrift «Zenith» ist dies die Raison d’être. Als das Magazin vor 20 Jahren in Hamburg von sechs Studenten gegründet wurde, schien sich in der arabischen Welt allerdings wenig zu bewegen. Mit Saddam Hussein, Muammar Ghadhafi und Hosni Mubarak herrschten Despoten mit Ewigkeitsanspruch, und noch am aufregendsten waren die Auseinandersetzungen um die Plagiate des deutschen Fernsehredaktors Gerhard Konzelmann, der mit Scholl-Latour die Landschaft der Orientdeuter dominierte. «Allahs neues Weltreich» oder «Das Schwert des Islam» hiessen die üblichen Titel. (…) erschienen in: NZZ, 31.8.2019
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Deals mit der Holz-Mafia?
“Gorch Fock”-Sanierung erschienen bei: Tagesschau.de, 15.3.2019 Neue Korruptionsvorwürfe überschatten die Sanierung der “Gorch Fock”: Ein Lieferant soll Deals mit der asiatischen Holz- Mafia abgeschlossen haben. Die Hamburger Firma wehrt sich. Die “Gorch Fock” steckt seit langem in der Kritik: die lange Liegezeit, die explodierenden Reparaturkosten, möglicherweise Korruption. Und nun soll der Holzlieferant des Schiffes nach Angaben der britischen Umweltorganisation EIA (Environmental Investigation Agency) auch noch zweifelhafte Deals mit einer Holzmafia in Asien abgewickelt haben, um das begehrteste Holz der Welt zu kaufen: Teak aus Myanmar, das vor allem bei Yachten, Superyachten und der “Gorch Fock” verwendet wird. (…)